Slay The Spire: Das Brettspiel im Test: Von der Konsole auf den Spieltisch (2024)

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Von: Sebastian Hamers

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Das lange Warten hat sich gelohnt. Endlich steht Slay The Spire: Das Brettspiel im Handel. Wir haben uns mit Feuereifer in die Schlacht gestürzt.

Brettspielversionen von bekannten Videospielmarken sind mittlerweile ja nun wirklich keine Seltenheit mehr. Fallout, Doom, Sid Meier’s Civilization, God of War, Anno, World of Warcraft… die Liste ließe sich noch lange fortführen. Analog umgesetzt werden allerdings nicht nur prominente Triple-A-Produkte wie die oben genannten Beispiele, sondern auch immer mehr Indie-Entwicklungen. Im Falle von Slay The Spire, entstanden beim amerikanischen Studio Mega Crit, hat sich eine Brettspielvariante geradezu angeboten, handelt es sich doch ohnehin schon um ein digitales Kartenspiel. Damit geht Slay The Spire einen ähnlichen Weg wie bereits Dorfromantik, das als digitales Brettspiel erst im Nachhinein eine analoge Umsetzung spendiert bekommen hat. Kein schlechtes Omen, wurde Dorfromantik doch sogar zum Spiel des Jahres 2023 gekürt.

Slay The Spire: Digitales Kartenspiel wird analog

Chancen auf den begehrten Titel „Spiel des Jahres“ darf sich Slay The Spire aber wohl nicht ausrechnen. Das liegt jedoch weniger an den Qualitäten des Spiels, sondern vielmehr an der Komplexität des Spiels. Die Neuheit von Nice Game Publishing richtet sich eher an passionierte Gamer als an die Gruppe der Gelegenheitsspieler. Das dürfte jedem schon beim ersten Blick auf das Spielmaterial deutlich werden. Die riesige Box ist vollgestopft mit Karten, Tableaus und Markern, zudem dürfte das seitenstarke Regelwerk auf unerfahrene Spieler erschlagend wirken.

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Die gute Nachricht: wer mit dem Videospiel bereits Erfahrungen gesammelt hat, findet sich in der Brettspielversion ziemlich schnell zurecht. Selten haben ich eine Brettspielumsetzung erlebt, die sich so nah am digitalen Original bewegt wie bei Slay The Spire. Alle vier Charaktere, die ganzen Gegner, die Artefakte, Tränke und Karten… es dürfte euch fast alles schon aus dem Computerspiel bekannt vorkommen.

Name des SpielsSlay The Spire: Das Brettspiel
Spielerzahl1-4 Personen
Altersempfehlungab 12 Jahren
Spieldauer60-90 Minuten (pro Akt)
AutorGary Dworetsky, Casey Yano, Anthony Giovannetti
VerlagNice Game Publishing
Preisca. 120€

Kooperative Kampagne bei Slay The Spire

Doch worum geht es eigentlich bei Slay The Spire? Eine wirkliche Handlung gibt es im Spiel eigentlich nicht. Ihr schlüpft in die Rolle eines von insgesamt vier Helden, wandelt entlang verschlungener Pfade, plättet reihenweise Monster, um euch in einem großen Finale dem Endboss zu stellen. Während das Computerspiel als reines Solo-Erlebnis konzipiert wurde, dürft ihr im gleichnamigen Brettspiel gleich mit bis zu vier Personen in kooperativer Spielweise gleichzeitig antreten.

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Ihr beginnt das Abenteuer mit einer kleinen Auswahl an Karten, die je nach gewähltem Charakter unterschiedlich ausfallen. Zunächst sind eure Möglichkeiten noch ziemlich begrenzt. Mit Schlägen und Verteidigungskarten teilt ihr Schaden aus oder verhindert diesen. Hinzu kommen noch ein paar wenige individuelle Karten pro Charakter, das war es dann aber auch schon mit euren Möglichkeiten. Alle weiteren Aktionen müsst ihr euch im Spielverlauf erstmal erarbeiten. Spieltechnisch funktioniert das, indem ihr eurem persönlichen Kartenstapel neue Karten hinzufügt und so immer mächtiger werdet.

Slay The Spire setzt auf dynamisches Deckbuilding

Ähnliches kennt man ja schon aus anderen Deckbuilding-Spielen wie Dominion oder Aeon’s End. Bei Slay The Spire wird die Charakterentwicklung aber dennoch etwas anders abgewickelt. Während es bei den meisten Spielern dieser Art einen statischen Markt mit Karten gibt, greift jede Spielfigur hier auf ein individuelles Beutedeck zurück. Habt ihr ein Monster geplättet, werdet ihr mit Beute belohnt. Dazu deckt ihr drei Karten von eurem persönlichen Loot-Stapel auf, wählt eine davon aus und integriert sie in das Deck.

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Auf diese Weise wird eine sehr unterschiedliche Ausgestaltung der einzelnen Charaktere sichergestellt. Jede Figur spielt sich in Slay The Spire grundlegend anders. Bis auf einen kleinen Stapel mit neutralen Karten, die von jedem Charakter gesammelt werden können, greift ihr immer auf einen speziell auf euren Helden zugeschnittenen Kartensatz zurück. Genau in diesem Punkt liegt einer der ganz großen Stärken von Slay The Spire. Das Spiel bietet viele interessante Möglichkeiten, euch mit den Eigenarten der Figuren auseinanderzusetzen.

Grundverschiedene Heldencharaktere in Slay The Spire

Der Eiserne stellt den klassischen Kämpfer in der Riege dar. Er hat viele Möglichkeiten, seine Stärke zu erhöhen, um damit wahnsinnig viel Schaden auszuteilen. Außerdem verfügt der Charakter über mehr Lebenspunkte und darf sich nach jedem Kampf über eine kleine Heilung freuen. Fast schon im Gegensatz dazu steht die Stille. Sie ist eher etwas schwach auf der Brust und generiert Schaden beispielsweise durch Gift-Effekte, die den Gegnern in jeder Runde Lebenspunkte abziehen. Außerdem kann die Stille auf Messer-Marker zurückgreifen, mit denen sie zahlreiche Zusatzangriffe ausführen kann.

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Ziemlich interessant, aber auch etwas herausfordernder spielt sich Das Defekte. Das roboterartige Wesen kontrolliert einen oder gleich mehrere Orbs mit unterschiedlichen Kräften, die um die Figur herumschweben. Mit ihrer Hilfe richtet ihr zusätzlichen Schaden an oder lasst euch von Frostkristallen vor den gegnerischen Attacken beschützen. Mit den passenden Karten lassen sich die Orbs außerdem ziemlich kraftvoll entladen. Die Explosion lässt sie zwar von der Bildfläche verschwinden, nicht ohne jedoch ein Vielfaches ihres eigentlichen Effekts auszulösen.

Die Seherin als Bonuscharakter gehört ebenfalls zum Aufgebot von Slay The Spire: Das Brettspiel

Als vielleicht komplexeste Spielfigur geht Die Seherin an den Start, die im Computerspiel erst im Nachhinein in die Reihe der Helden aufgenommen wurde. Die Seherin kann durch Karteneffekte drei Haltungen einnehmen, die verschiedene Effekte auslösen. Der Kampf wird zunächst in der neutralen Haltung begonnen, die euch weiteren Fähigkeiten verleiht. Wechselt ihr in den Zorn-Modus, richtet jeder Angriff allerdings einen Schadenspunkte zusätzlich an. Der Zorn hat allerdings einen Preis. Am Ende des Zugs erhaltet ihr selbst einen Punkt Schaden.

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Versetzt sich die Seherin in den Ruhezustand, passiert zunächst nichts. Kommt sie aus der Ruhehaltung jedoch wieder heraus, kassiert ihr sofort einen Energiepunkt. Energie ist eine der bedeutsamsten Währungen in Slay The Spire. Sie wird dazu benötigt, um Karten von der Hand spielen zu können. Zu Beginn jeder Kampfrunde erhaltet ihr im Regelfall drei Energiepunkte, diese sind jedoch selten ausreichend, um alle Karten einsetzen zu können. Neue Energiequellen sind daher sehr willkommen und genau hier hat die Seherin ihre großen Stärken.

Loot, Loot, Loot… Beutesammeln in Slay The Spire

Mit frischem Kartenmaterial vom persönlichen Beutestapel lassen sich die Stärken der Charaktere weiter ausgestalten. Belohnungen werden nach jedem Kampf ausgeschüttet. Gerade die deutlich stärkeren Zwischen- und Endbosse werfen dabei seltene und noch mächtigere Kartenbelohnungen ab. Manchmal werden außerdem Tränke mit starken Einmaleffekten hinterlassen oder gar Relikte, die eure Spielfigur dauerhaft verbessern. Das Spiel wirft hier mit vielen kreativen Ideen nur so um sich. Der Charakter wird dadurch im Spielverlauf ständig verbessert, was sich sehr belohnend und befriedigend anfühlt.

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Auch auf einer anderen Ebene ist bei Slay The Spire alles auf Fortschritt getrimmt. Im Spiel schaltet ihr ständig neues Kartenmaterial frei, das eure Möglichkeiten laufend erweitert. Das Rogue-Like-Prinzip geht auch in der analogen Variante voll auf. Ihr werdet viele Tode sterben, das Abenteuer ständig von Neuem beginnen, aber dennoch einen spürbaren Fortschritt im Spiel spüren. Neue Karten, neue Relikte… aber auch neue Monster und Bosse werden in die Abläufe integriert, sodass ihr immer wieder vom Spiel überrascht werdet.

Slay The Spire vs. Slay The Spire: Das Brettspiel

Fans und Kenner des Computerspiels wissen natürlich bereits über die ganzen Vorzüge des Indie-Titels. Das Brettspiel bewegt sich von den Inhalten und Abläufen auch nicht sonderlich weit weg davon. Ein paar kleine Unterschiede gibt es aber schon. Der offensichtlichste Unterschied ist natürlich der Multiplayermodus. Das Spiel skaliert die Spielerzahl gut mit, indem sich die Anzahl der Monster und die Lebensenergie der Bossgegner erhöht. Jeder Charakter sieht sich zwar mit einer Reihe von Gegnern konfrontiert, die ausschließlich ihn attackieren, im eigenen Zug dürft ihr die Angriffe allerdings frei wählen. So könntet ihr euch beispielsweise entscheiden, erstmal die direkten Feinde eines Charakters auszuschalten, der gerade über eine geringe Lebensenergie verfügt.

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Zur einfacheren Berechnung von Schaden- und Lebenspunkten wurden selbige, im Vergleich zum Videospiel, deutlich nach unten gesenkt. Sowohl Gegner als auch die Charaktere verfügen über deutlich weniger Lebenskraft, richten dafür natürlich auch weniger Schaden an. Für Kenner des Originals ist das zunächst etwas ungewohnt, doch mit den kleinen Summen rechnet es sich am Ende doch etwas leichter. Die weiteren Änderungen beschränken sich eher auf kleine Details und dienen des einfacheren Managements von Effekten. Ansonsten hat sich der Entwickler bemüht, das Spiel so originalgetreu wie möglich darzustellen.

Hier wurde viel Liebe zum Detail bewiesen. Liebgewonnene Kleinigkeiten wie das Freischalten neuer Karten und Relikte sind ebenso vorhanden wie der „Run des Tages“ und der finale vierte Akt. Fans von Slay The Spire werden begeistert sein. Slay The Spire: Das Brettspiel ist für ein bis vier Personen ab zwölf Jahren geeignet. Für einen Akt solltet ihr zwischen einer und anderthalb Stunden Spieldauer einplanen, je nachdem wie weit es eure Heldengruppe eben schafft. Das Spiel steht ab sofort zum Preis von etwa 120€ im Handel.

Fazit: Slay The Spire: Das Brettspiel bewegt sich nah am famosen Computerspielvorbild und erntet dafür diese ebenso famose ingame-Testwertung.

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Es war doch eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann sich ein Verlag die Lizenz schnappt, um eine analoge Version des Indie-Hits Slay The Spire zu realisieren. Es war ein langes Warten, doch es hat sich gelohnt. Das Brettspiel wurde so umgesetzt, wie es sich die allermeisten Slay-The-Spire-Fans wohl erhofft haben dürften. Das analoge Erlebnis ist verdammt nah dran am Computerspiel-Original. Lediglich ein paar kleine, aber sinnvolle Änderungen wurden in den Spielablauf eingeflochten. Sie dienen in erster Linie dazu, den ganzen Verwaltungsaufwand, den sonst ja der Rechner übernimmt, so gering wie möglich zu halten. Ansonsten erhaltet ihr aber die volle Packung „Slay The Spire“. Charaktere, Monster, Bosse, Relikte, sämtliche Akte, Freischaltungen und sogar der Run des Tages haben es ins fertige Spiel geschafft. Wie geil ist das denn, bitte? Das Sahnestück ist aber natürlich der kooperative Modus, der uns jetzt endlich gemeinsam gegen die Monsterwellen antreten lässt. Was das Videospiel bislang nicht geschafft hat, das gelingt dem Brettspiel nun mit Bravour. Als Solo-Partie funktioniert das Spiel natürlich ebenfalls problemlos. Aber in diesem Fall könnte man ja eigentlich auch gleich das digitale Vorbild zocken und sich die 120€ sparen. Nein, Slay The Spire: Das Brettspiel richtet sich vor allem an Spieler, die sich in den Koop-Modus stürzen wollen. Und wenn man mit dem Spiel noch so gar keine Berührungspunkte hatte, weder analog noch digital? Wer mit Deckbuilding auch nur ansatzweise etwas anfangen kann, sollte zumindest mal die Videospiel-Variante ausprobieren, die es schon für kleines Geld oder über den Xbox Game Pass gibt. Wenn euch der dynamische Deckbau genauso begeistert wie mich, dann werdet ihr auch das Brettspiel haben wollen. Selbst bei dem stolzen Preis von rund 120€ kann ich nur sagen: lohnt sich absolut!

ProCon
+ verdammt nah am Videospielvorbild- hoher Anschaffungspreis
+ tolle Ausstattung- Solisten können beim günstigeren Videospiel bleiben
+ mit Original-Illustrationen
+ dynamischer Deckbau
+ motivierende Charakterentwicklung
+ stark unterschiedliche Heldencharaktere
+ freischaltbare Inhalte

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